Geschichte in Worten

Gießmannsdorf, ein ehemaliges Gutsdorf, entstand im 13. Jahrhundert und gehörte ursprünglich zur Herrschaft Golßen. Die dörfliche Struktur wird durch den großen, beidseitig bebauten Anger mit der markanten mittelalterlichen Dorfkirche geprägt.

Die Luckauer Bürger Albrecht Goltsmede und Jodikin erhielten am 04. März 1347 durch " die von Dahme" ... die Belehnung mit Abgaben von "vir huphen in dem dorfe zcu Giselbeckezdorf“. Es hat somit den Namen seines Gründers erhalten. Zu dieser Zeit gehörte es der Herrschaft derer von Dahme. Am 31. Oktober 1430 bestätigte König Sigmund eine Schenkung von Einkünften aus "Giesersdorf", die Paulinus Richard dem Luckauer Spital zugewandt hatte. Am 29. April 1527 wurde in einer Urkunde unser Ort aber als "Gismerstorf" bezeichnet. Laut einem Prager Kopialbuch erhielt 1565 Christoph von Birkholz von dem Landvogt Lobkowitz die Belehnung mit Abgaben von 16 namentlich aufgeführten Bauern zu "Gißmersdorf". Die späteren Besitzer waren u.a. die Familie von Stutterheim (1612 - 1643). Gießmannsdorf galt als typisches Gutsdorf im Gegensatz zum benachbarten Wierigsdorf. Nach einer Zählung von 1810 waren hier 10 Bauern, 7 Kossäten und 10 Häusler ansässig. Im Jahr 1818 wird von 2 Windmühlen berichtet. Erst nach 1874 erfogte die Ablösung der Abgaben an Luckauer "geistliche Institute". Das Gut, um 1723 den von Schaplo gehörig, kam bald darauf an die Paschke.

Bei mehreren Bodenuntersuchungen kam es zu Funden germanischer Urnengräber aus der Zeit 1500 v. Chr. Bis 350 n. Chr.. An der B96, nördlich der Ortslage, befindet sich ein Rundwall, der auf eine slawische Besiedlung zwischen 800 und 1000 n. Chr. weist. Gießmannsdorf war für die umliegenden Dörfer immer Hauptort. Ergebnis der Befreiungskriege und der Niederlage von Napoleon Bonaparte wurde beim Wiener Kongress vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 in Europa zahlreiche Grenzen neu festgelegt. Das ehemalige sächsische grenznahe Gießmannsdorf wurde nun preussisch.

Die Kirche, ein frühgotischer Findlingsbau mit Fachwerkvorhalle entstand vermutlich zwischen Mitte und Ende des 13. Jahrhunderts. Die Kirche steht auf dem Dorfanger, umgeben vom ehemaligen Friedhof und der alten Schule. Nicht mehr vorhanden sind dagegen das Spritzenhaus und die Dorfschmiede. Von mehreren kleinen Teichen rund um die Kirche besteht noch einer.

Zur Mutterkirche (Mater) Gießmannsdorf mit seiner Pfarrei gehörten neben den Tochterkirchen Kreblitz und Pelkwitz (Filiae) noch folgende Dörfer: Wierigsdorf, Karche Schollen, Rüdingsdorf, Caule und Zauche. Diese waren früher bei bedeutenden kirchlichen Handlungen durch ihre Gerichtsobrigkeiten vertreten.

"Das Gutshaus, ein schlichter zweigeschossiger Putzbau mit einem auf beiden Schmalseiten abgewalmten Satteldach wurde 1838 erbaut. Ein Jahr jünger ist das noch einfachere eingeschossige Schulgebäude, ein ebenfalls massiver Putzbau mit ziegelgedacktem Satteldach."

Ein für den Ort bedeutende Persönlichkeit war der Lehrer Carl Ludwig Löwe, der hier von 1798 bis 1849 die Einklassenschule führte, das Kantoramt der umliegenden Kirchdörfer versah und Organist in Gießmannsdorf war.  Er unterwies auch die Bauern bei ihrer Tätigkeit, betrieb selber Bienenzucht, legte eine Obstbaumschule an und führte den Tabakbau ein. Nach seiner Pensionierung war er bis zu seinem Tode im Jahr 1853 als Tischler tätig.

Da die alte Schule (gegenüber der Kirche) nicht mehr den damaligen Anforderungen genügte, wurde eine neue Schule an der heutigen B-96 (Richtung Luckau) gebaut, und Ende der 30ger Jahre eingeweiht. In dieser Schule wurden Generationen von Schülern aus Gießmannsdorf und den umliegenden Gemeinden das "Einmaleins" beigebracht.

Jahrelang gab es an der Gießmannsdorfer Schule auch eine Seidenraupenzucht. Die "Produktion" von Seidenkokons begann circa um 1940. Der Grund für diese angeordnete Maßnahme ist einfach zu erklären.  Seide wurde für die Produktion von Fallschirmen für die Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht benötigt. Das Futter für die Seidenraupen kam von den Maulbeerbäumen, die um die Schule gepflant wurden.

1974 wurde im Zuge der Neustruktuierung der Schulen im damaligen Kreis Luckau , die Gießmannsdorfer Schule geschlossen. Fortan lernten die Gießmannsdorfer Schüler in Luckau. Das vorhanden Schulgebäude wurde umgebaut, und als Kindergarten im Jahr 1975 wiedereröffnet. Ebenfalls 1974 wurden Rüdingsdorf, Wierigsdorf und Gießmannsdorf zur Großgemeinde Gießmannsdorf.

Ende der 1970er Jahre wurde begonnen, das erste Neubaugebiet in Gießmannsdorf zu entwickeln. Ursprünglich war eine Ringstrasse geplant, an der 36 Parzellen mit jeweils 500qm liegen sollten. Letzendlich befinden sich heute hier zehn Einfamilienhäuser. Mitte der 1990er Jahre wurde der Weg mit Betonpflaster befestigt, ein Fußweg inkl. Grünrabatten angelegt, und die Straße erhielt den entgültigen Namen "Waldweg".

Mittlerweile gibt es in Gießmannsdorf ein zweites Wohngebiet. Das "Eßfeld" wurde Ende der 1990ger Jahre gegonnen zu erschließen. Dieses Wohngebiet ist schon als Erfolgsgeschichte zu sehen. Mittlerweile gibt es nur noch ganz wenige Parzellen, die noch zum Kauf stehen.

 

Kriegerdenkmal Gießmannsdorf:

http://www.denkmalprojekt.org/2011/giessmannsdorf_wk1_brb.html

Nach oben